Darf ich vorstellen …

… eine ein Tag alte Babykuh! Die darf jetzt noch 10 Monate lang auf grünen Wiesen grasen, mit Mamakuh und anderen Kühen der Herde tagsüber herumstapfen, am Abend geht’s dann wieder nach Hause in den Stall. Wohnen tut sie am biologischen Betrieb „Almhof“ bei Johann und Ulrike Steiner in Klingfurth 1, das ist in der Nähe von Wr. Neustadt. 

Man fährt so richtig hinter die sieben Berge – nicht umsonst heißt diese Gegend Bucklige Welt. Der Weg schlingt sich durch mit Weidezäunen begrenzte Wiesen, führt nirgends hin als zum Almhof, und man sieht schon: Irgendwo hier muss es Kühe geben. An diesem Tag aber leider nur im Stall, da am Tag zuvor der Himmel alle Schleusen geöffnet hatte und der Boden dermaßen nass war, dass die Kühe alle Wiesen im Nu zertrampelt hätten. Aber so konnten wir wenigstens alle Kühe genau beäugen.

 

 

Dieser große Stall ist das Nachtlager der Kühe, in dem sie ungehindert herumgehen können. Es gibt keine Anbindehaltung oder ähnliche Grauslichkeiten. Im gleichen Stadel befinden sich alle Kühe, Ochsen und ein Stier. Lediglich durch Gitter abtrennt sind Kühe, die bald werfen werden, das waren zur Zeit unseres Besuches zwei. Bei denen war auch eine sehr alte Kuh mit einem verletzten Bein, die bei der nächsten Schlachtung geschlachtet wird. Auch die ein Tag alte Babykuh und die Mutterkuh sind in einem separierten Teil dieses Stalles, aber auf die Weide gehen beide demnächst mit.

 

 

Der Kühe sind normales Fleckvieh, der Stier ist ein Aubrac-Rind, der eingekreuzt wird, um die Kühe gesund zu halten.

Auf dem unteren Foto (sorry, wegen des Schlechtwetters sehr dunkel) sieht man den abgetrennten Teil des Stalles, in dem die beiden hoch trächtigen Kühe und die alte Kuh ihre Ruhe vom Rest der Herde haben – also so ziemlich, denn die junge Kuh im Vordergrund ist ausgebüchst, um zu schauen, ob es hier vielleicht interessanter ist als bei den anderen Kühen. Es war sehr nett, wie Herr Steiner den Ausreißer zu den anderen Kühen zurückgestampert hat – war irgendwie wie bei uns, wenn wir den Hund im Bett vorfinden …

 

 

 

Schön war zu sehen, wo immer Herr Steiner hinging, kamen die Kühe zur Absperrung. Selbst die Mutterkuh, mit denen oft nicht zu spaßen ist, vor allem wenn die Kälber noch dermaßen jung sind, hatte genug Zutrauen, dass der Bauer das Kalb streicheln durfte. Diese Mutterkuh ist übrigens 15 Jahre alt.

Die Kälber und Jungrinder trinken laufend die Milch der Mutterkühe. Es gibt keinerlei Milchverkauf am Hof.

 

 

 

Ein Punkt, der uns enorm wichtig ist: Das Schlachthaus befindet sich direkt am Hof. Wenn die zur Schlachtung vorgesehenen Tiere 10 – 12 Monate alt sind, gehen sie in einen Raum, wo der Bolzenschuss zur Betäubung gesetzt wird, die Schlachtung erfolgt dann in den entsprechenden Räumen. Keine furchtbaren Transportwege, keine abgestumpften Massenschlachtereien, sondern ein Ende, wie man es nur jedem wünschen könnte – in der gewohnten Umgebung und unter bekannten Menschen und vor allem ganz unerwartet.

Es werden ca. 15 Kühe und Ochsen pro Jahr geschlachtet, immer zwei bis drei auf einmal, damit nicht zu viele Tiere aus der Herde verschwinden.

 

Hier am Schlachttisch wurde gerade Schweinefleisch für das örtliche Fest vom Sohn des Bauern vorbereitet – es gibt keine Schweine am Hof. Nur falls sich jemand wundert, das hier Schweinskotletts liegen.

 

Was es am Hof sonst noch gibt sind Apfelsaft, Brände und Liköre. Der Apfelsaft ist gefiltert, da die Reinigung der Flaschen, die zurückkommen, dann einfacher ist und weniger aggressive Reinigungsmittel eingesetzt werden müssen.

 

 

 

Hier bekamen wir dann eine Kostprobe der Wurstwaren und des Apfelsaftes von Familie Steiner. Es gibt noch so viel, das es über den wirklich interessanten Besuch auf dem Hof zu erzählen gibt: Der Bauernhof wurde 1990 von Familie Steiner auf einen Biobetrieb umgestellt. Herr Steiner ist der Vorsitzende der Schneeberg-Beef-Vereinigung. Er ist wirklich sehr bemüht um seine Tiere und seinen Hof. Die Umstellung auf Bio-Landwirtschaft war wohl ein steiniger Weg, aber zum Glück hat es geklappt. Ständige Kontrollen des Stalles, der Kläranlage, des Schlachthauses, des hofeigenen Brunnens samt Entkeimungsanlage etc. sorgen für hohe Betriebskosten. So kostet allein die UV-Lampe für die UV-Entkeimung 250,- Euro.

 

 

Was die Familie Steiner auch herstellt, sind getrocknete Fleisch- und Wurstwaren. Und nicht nur für Menschen, sondern auch getrocknete Sehnen als Kauartikel für Hunde.

Ganz genial sind die hausgemachten Salamisorten und der Rindertrockenschinken. Food X braucht bitte ganz dringend eine Aufschnittmaschine, damit es Sinn hat, gleich ganze Schinken und ganze Würste kaufen zu können. Solche Sachen händisch aufzuschneiden geht gar nicht. Die entfalten erst ihren Geschmack, wenn sie in hauchdünne Scheibchen geschnitten sind.

Es gibt auch noch sehr gute Presswurst und Polnische, außerdem Leberstreichwurst im Glas. Die letztgenannten Produkte enthalten zugekauftes Schweinefleisch und sind nicht bio. Schmecken aber schon super, auch wenn nicht bio …

Eine kleine Anekdote zum Abschluss: Der Apfelsaft wird heiß abgefüllt und wird durch das Abkühlen weniger. Nun passt aber nicht mehr als ein Liter in eine 1-Liter-Flasche, daher muss auf jeder Flasche händisch die tatsächliche Menge vermerkt werden, um dem Gesetz Genüge zu tun – den kleinen Verschreiber bezüglich der Menge finden wir entzückend.

 

 

Und wer jetzt wissen will, wie viel Fleisch und Fleischprodukte kosten und wie man das alles kaufen kann, der wird bitte Mitglied bei FoodX, denn das steht alles im Mitgliederbereich! Sonst findet sich die Telefonnummer von Familie Steiner auf dem Flaschenetikett, einfach dort anrufen und sich selber die Arbeit machen. 😉

 

Ein riesiges Wildbienen- und  Nützlingshotel in der Nähe des Hausgartens. Da summt es drinnen, dass es eine Freude ist!

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